Tour de Dynamo 2020

Das war eine wilde Woche! Zum 25. Jubiläum sind die Dynamos wieder an die Orte der alten Legenden zurückgekehrt…Galibier, Forclaz, Glandon, Madeleine. Die Haare sind grauer geworden, dafür sind die Räder jetzt leichter als vor 20 Jahren und wir kommen die Rampen auch heute noch ohne Pedelec hoch. Es war also ein Erfolg!

Start in Aix-les-Bains

Aber der Reihe nach: Am Samstag, dem 1. August reisten wir aus allen Himmelsrichtungen in Aix-les-Bain an. Die Dynamistas und die Cuxhavener (Wind sind unsere Berge) treffen sich bei 35 Grad im Schatten in den Alpen. Räder ausgepackt, Ketten geölt, Trikots drüber uns los gings am Sonntag nach Aime.
Am Forclaz leiden einige von uns schon mächtig und genießen trotzdem die schöne Aussicht auf den Lac d’Annecy. Am Col erwarten uns Lisa und Ole mit ihren Drinks und Riegeln und Bananen und Gels, so wird es dann auch in den kommenden Tagen sein - ein großes DANKE an die beiden! 
Auf der Abfahrt erwischt uns der Gewitterregen. Wir rauschen mit ordentlich Rückenwind und Regen bis nach Aime. Kurz vor dem Ziel havariert das erste Rad eines großen deutschen Rad-Versandhändlers, aber noch am Abend findet sich Ersatz. 
Am Abend dann die euphemistisierend-euphorische tägliche Routenbeschreibung von Nick inklusive Sonneneinstrahlungswerten und 3-D-Streckenflug. Der Iséran wartet morgen auf uns und auch das einzige Tiefdruckgebiet der Woche. Die Gefahr machte das, was sie am besten kann: Sie näherte sich - in Form von knapp 40 Kilometern Anstieg bis auf 2700 Metern über Null.

Zittern am Iséran

Am nächsten Tag bei wolkenverhangenem Himmel und tropfnasser Straße gehts hinauf durch die Retortenskigebiete Frankreichs. Im Nebel erreichen wir den Gipfel und die Temperatur ist bei 2 Grad über Null, der Wind pfeift und dann setzt Regen ein. Die schlaue Vorhut um den rasenden Werner verzichtet auf die heiße Erbsensuppe und stürzt sich zu Tal. Die anderen zittern sich zu Tale, einige so sehr, dass ihnen selbst abends beim Essen noch kalt ist.
Wir kämpfen uns über den Mont Cénis und werden mit wunderschönen Blicken auf den Stausee und eine Abfahrt der Extraklasse belohnt. Italia! In Susa ist es so warm als wären wir nie auf dem Iséran gewesen und der laizistische Klosterbetrieb mit Nudelbergen und Wein bis zum Abwinken brannte sich uns ins kollektive Gedächtnis - sehnsuchtsvoll erinnert an den folgenden Abenden in französisch komplizierten Restaurants.

Italienischer Staub

Der nächste Tag gibt uns gleich die Keule: Zwei Kilometer durch den Ort und dann stehen wir in der Wand. Die zuerst malerisch kleinen und dann grausig staubigen Serpentinen des Colle delle Finestre wollen es von uns wissen. Sie kriegen ihre Antwort! Am Abend ist es Zeit für den ersten Ruhetag in Briançon. Den gestalten sich die Leute unterschiedlich: Einige beradeln den Izoard und essen Thunfisch zum Mittag, andere besuchen die Befestigungsanlagen der Stadt und noch andere angeln ihre Fahrradhosen von fremden Balkons.

Il fait chaud

Es ist für jeden was dabei und am nächsten Tag gehts dann rauf zum Galibier. Auf der Abfahrt holt es unseren Vereinsältesten vor einem Tunnel vom Rad. Jürgen wird mit gebrochenem Schlüsselbein zurück nach Briançon ins Krankenhaus gefahren und muss die Tour auf dem Rad beenden. Er unterstützt dafür in den kommenden Tagen das Verpflegungsteam Lisa, Ole und Miriam (danke für den Support auf den Iséran!).
Eigentlich nicht nachvollziehbar bei über 30 Grad im Schatten und schon so vielen Kilometern und Höhenmetern in den Beinen, aber es treibt eine ganze Menge von uns am Ende dieser Etappe hinauf nach Alpe d’Huez um gleich danach wieder hinunterzurollen ins Tal. Was tut man nicht alles, um sich ein Mal wie ein Radprofi zu fühlen!
Abends in Bourg d’Oisans verbringen wir einen wunderbaren lauen Abend an einer langen Tafel auf der Wiese vor dem liebevoll restaurierten Hotel Oberland. Es wird gegessen, getrunken und an den Rädern geschraubt. So geht Urlaub mit Dynamo! Die Hessen und die Nordlichter haben sich mittlerweile komplett vermischt und ein Franke und ein Berliner und ein Holländer machen das babylonische Radlergewirr perfekt.

Ritt zurück nach Aix - über alle Berge

Es folgt eine weiterer Tag mit zwei weiteren Pässen. Vom Glandon aus sehen wir den Montblanc, verpassen nur knapp die deutsche Radprofielite beim Training und stürzen uns zu Tal um danach die Rampen der Madeleine zu erklimmen. Abends erreichen wir im föhngleichen Wind das Hotel in Albertville, trinken wie immer die Biervorräte aus, treiben die Kellnerinnen und Kellner mit unserer charmanten Art ein wenig zur Verzweiflung, essen danach die Nudeln auf und verlassen am nächsten Morgen das etwas in die Jahre gekommene Touristenresort. 
Es folgt die Schlussetappe - ganz entspannt oder nochmal anstrengend - jeder so, wie er es braucht. Abends gibts dann ein wunderbares Abschlussessen auf der Dachterrasse in Aix-les-Bains und schwupps ist eine Woche rum. Insgesamt über 15.000 gefahren Kilometer und  über 400.000 Höhenmetern gefahren von 31 Radfahrerinnen und -fahrern. Wir hatten viel Spaß gemeinsam.
Danke an alle, die mitgeholfen haben und einen Gruß an die Nordlichter ohne Berge aber mit Wind.
Und ein großes Danke an Vadim für die schönen Videos! Ein Hoch auf S3Velo aus Berlin!

Le Tour de Dynamo 2020 in Bildern